Schriften von und über Johann Wilhelm Simler sind in keiner
Bibliothek so prominent vertreten wie in der Zentralbibliothek
Zürich. Simlers Spuren finden sich hier in den Spezialsammlungen
wie der Abteilung Alte Drucke, der Handschriftensammlung, in der
Musikwissenschaftlichen Abteilung und der Graphischen Sammlung
sowie in den Forschungsbibliotheken des Sprachwissenschaftlers
Jakob Jud und des Hymnologen Markus Jenny. Simler ist mit der
Geschichte und den Geschicken der Zentralbibliothek bereits
verbunden, bevor es eine Institution dieses Namens in Zürich gab.
Im Jahr 1632 wurde Simler Teil der Initiative zur Etablierung der
öffentlichen Bibliotheca nova Tigurinorum publico-privata, die
1634 in die Zürcher Wasserkirche umzog und einem breiteren
Stadtpublikum als Ort des Wissens zur Verfügung stand. Bereits
1629 schenkte Simler dieser (noch privaten) Bibliothek sehr
grosszügig Werke von Georg Agricola, Gerolamo Cordano, Franciscus
Guillimannus, Josias Simmler, Plutarch, Leandro Alberti, Abraham
bar Chija sowie die aus ungefähr 300 Büchern bestehende Bibliothek
des für ihn in mehrfacher Hinsicht vorbildhaften Humanisten Rudolf
Gwalther. «Inspektor Simmler» überliess seiner Bibliothek auch ein
Exemplar von Johann Amos Comenius’ Lux in tenebris – ein Buch, das
seinen Schwiegersohn Johann Jakob Redinger an den Rand des
Wahnsinns brachte. Was es mit dem Sensationsfund eines «alten
Pfennigs» auf sich hatte, den Simler 1661 der Bibliothek
vermachte, ist heute vergessen. Doch mit den Neujahrsblättern
etablierte Simler gemeinsam mit Conrad Meyer eine Tradition, die
bis in das 21. Jahrhundert fortlebt.
Bibliotheks-, Stadt- und Familiengeschichte sind im Fall von
Simler auf das engste verflochten. Wir freuen uns über die
Kooperation mit der ZB Zürich und drauf, diese
Bibliotheksgeschichten zu erzählen. https://www.zb.uzh.ch
Das Zürcher Musikleben wurde nachhaltig vom Bürgertum und Persönlichkeiten wie Simler geprägt. So existieren noch heute in Form der Neujahrsblätter der Allgemeinen Musik-Gesellschaft (AMG) Institutionen, die auf Simler zurückgehen. Das musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich erforscht seit Jahrzehnten die Schweizer und Zürcher Musikgeschichte intensiv. Das Projekt «Musik in Zürich» und zahlreiche weitere Forschungsprojekte beschäftigen sich mit den Besonderheiten der lokalen Musikgeschichte. Wir freuen uns, dass wir in der Kooperation diese Expertise nutzen und erweitern dürfen. https://www.musik.uzh.ch/de.html