Dichtungsreform und künstlerische Netzwerke in der frühneuzeitlichen Schweiz

Das Editionsprojekt möchte mit dem 17. und frühen 18. Jahrhundert eine vergessene Phase der Deutschschweizer Literatur wiederentdecken: die Epoche nach dem Ausscheiden der Eidgenossenschaft aus dem Reichsverbund mit dem Westfälischen Frieden. In dieser Zeit entstand im Reich ein kulturpatriotischer Reformimpuls, der die deutsche Sprache und Literatur mit klaren Regeln zu standardisieren suchte. Wie sollte man in Basel, Bern und Zürich reagieren? Wie dialektal sollte die Literatur in der Deutschschweiz sein? Welche Eigenheiten sollte sie poetisch wie politisch gegenüber den Literaturen aus dem nordostdeutschen Raum behaupten?
Ein wichtiger Akteur in dieser Frage ist der Zürcher Zuchtherr und Dichter Johann Wilhelm Simler. Seine Teutschen Gedichte (1648) waren ein durchschlagender Erfolg, wurden viermal aufgelegt und teilweise ins Rätoromanische übersetzt. Mit einer digitalen Edition möchte das Projekt erstmals Simlers künstlerische Netzwerke erarbeiten und rekonstruieren, wie Simler sich gegenüber dem reformpoetischen Projekt der Opitzianer positioniert.
Das interdisziplinäre Projekt, in dem Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft und Digital Humanities zusammenarbeiten, wird von 2024 bis 2028 durch den SNF gefördert. Die Edition soll 2028 sowohl digital als auch in Buchform veröffentlicht werden. Weitere Informationen finden Sie hier: projektbeschreibung.html